AI Tomorrow
In 2023 hat das Kompetenzzentrum KMI erstmals die AI-Tomorrow Konferenz in Leipzig organisiert. Nachfolgend ist ein Rückblick zu finden.
Am 29. und 30. Juni 2023 fand die erste Working Conference on Artificial Intelligence Development for a Resilient and Sustainable Tomorrow (AI Tomorrow) statt. Organisiert vom Kompetenzzentrum KMI, war die Konferenz eingebettet in das breite Rahmenprogramm der DataWeek Leipzig (www.dataweek.de).
Das detaillierte Programm der Konferenz finden Sie hier:
Retrospective
Tag 1
Nach einer Keynote von Dr. Christian Zinke-Wehlmann, welche Einblicke in die Chancen und Herausforderungen der Gestaltung von KI unter der Prämisse der Nachhaltigkeit lieferte, begann die Präsentation der Beiträge in insgesamt vier Sessions.
Die Session „KI-getriebene Transformation von Organisationen und Organisationsprozessen“ beleuchteten Möglichkeiten der digitalen Transformation von Organisationen und Prozessen durch den Einsatz von KI. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig und reichen von der Optimierung von Arbeitsabläufen über Effizienzsteigerungen bis zur Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle auf Basis von KI-Methoden. Es wurden konkrete Beispiele aus der Praxis vorgestellt und diskutiert, wie KI-basierte Lösungen in den verschiedenen Branchen eingesetzt werden können.
Im ersten Beitrag „Developing a human-centred AI-based system to assist sorting laundry“ stellte Nico Rabethge einen Ansatz zu einem menschenzentrierten KI-System für die Klassifizierung von Wäsche nach Waschkategorien wie Farbe und Typ für Wäschereien vor. In einem anderen Bereich, dem Gesundheitssektor, war der Vortrag „AI-Powered Knowledge and Expertise Mining inHealthcare from a Field Experiment“ von Dr. Susanne Franke angesiedelt. Sie beschrieb Methoden, um individualisierte und adaptive Lernpfade in einer mobilen App für logopädische Übungen einzuführen. Pierre Grzona hat das Paper „Iterative Development of a Process-Oriented Approachfor the Selection of Platform-Based Digital Services“ vorgestellt. Es wurde die Entwicklung einer Methode beschrieben, die speziell auf die prozessbasierte Ableitung relevanter Services für digitale, KI-basierte Plattformen ausgerichtet ist und bereits im Umfeld eines aktuellen Forschungsprojektes evaluiert werden konnte.
In der zweiten Session mit dem Titel „Chancen durch KI für die Gesellschaft“ konnten die positiven Auswirkungen und Chancen von KI auf gesamtgesellschaftliche Aspekte beleuchtet werden. Frau Antonia Schönbrodt startete die Session mit ihrer Paperpräsentation „Classification of static poses based on key point detection for application of incriminated image files“, in der sie die Möglichkeiten für eine KI-gestützte Erkennung von kinder- und jugendpornographischen Material erläuterte. Diese bietet erhebliches Potential, die Strafverfolgung zukünftig in diesem Bereich zu unterstützen. Im Anschluss daran veranschaulichte Frau Claudia Graf-Pfohl von der ATB gGmbH Chemnitz in ihrem Vortrag „Human Centered Implementation Process of AI in SMEs – Conditions for Success“, wie die Einführung von KI in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMUs) humanzentriert gelingen kann. Hierfür konnte sie anhand einer Adaption eines CRISP-DM Modells mögliche Schritte für die erfolgreiche Transformation von KMUs aufzeigen. Dr. Diego Moussallem schloss die Session mit spannenden Einblicken über die Plattform Jusbrasil, welche in Brasilien als größte Plattform zu Rechtsfragen fungiert und mit einem umfassenden Bestand an juristischen Daten täglich Tausende Privatpersonen und Anwälten zusammenbringt. Herr Dr. Mousallem zeigte in seiner Präsentation „Jusbrasil – AI challenges for the legal domain“, wie KI in diesem Zusammenhang zur Datensammlung, zur Dokumentenanreicherung, in Form von Wissensgraphen oder perspektivisch in Form von großen Sprachmodellen genutzt werden kann.
Tag 2
Der zweite Konferenztag begann mit einer Keynote von Dr. Anne Mollen, die Einblicke in ihre Forschungsarbeit als Senior Research Associate bei AlgorithmWatch gab. Dort leitet sie das Projekt „SustAIn: Der Nachhaltigkeitsindex für Künstliche Intelligenz“ und widmet sich intensiv dem Nachhaltigkeitsaspekt von KI. In ihrer Keynote thematisierte Dr. Mollen die Notwendigkeit, Nachhaltigkeit in allen Aspekten des Machine Learning-Lebenszyklus‘ mitzudenken (integrierte Nachhaltigkeitsperspektive). Um den Anspruch an nachhaltige KI umzusetzen, sei ein organisationaler Mindshift notwendig.
Die Session „Produktion und Fabriken der Zukunft” zeigte Potenziale der Fertigungsindustrie in Zeiten der KI auf. In dieser Session ging es einerseits um einen KI-gestützten Ansatz, implizites experimentelles Wissen in der Fertigung explizit zu machen und zur Verfügung zu stellen, wobei das gelernte Verhalten der Mitarbeitenden durch Befragungen und Sensortechnik festgehalten werden soll. Das von Herrn Amin Beikzadeh der Universität Duisburg-Essen vorgestellte Projekt befindet sich noch in seinen Anfängen, deckt aber sicherlich ein wichtiges Thema ab und wird hoffentlich spannende Ergebnisse liefern.
Des Weiteren ging es um die KI-gestützte Erkennung von Defekten in der additiven Fertigung. Frau Franziska Theurich vom Fraunhofer IVI gewährte in einem anschaulichen Vortrag spannende Einblicke in die Welt der Materialwissenschaften und zeigte, wie mit Hilfe von KI 3D-gedruckte Bauteile mit Imperfektionen, auch ohne sie durch Messungen zu zerstören, auf ihre Qualität getestet werden können.
Der Konferenzband der A Tomorrow 2023 ist als Open Access Publikation in der Reihe Informatik aktuell bei Springer erschienen.