Zwischen Vision und analogem Alltag
Trotz wachsender digitaler Möglichkeiten fehlt es vielen Non-Profit-Organisationen noch immer an grundlegenden Strukturen für die Umsetzung digitaler Prozesse. Dies bestätigt eine in ROOTS durchgeführte Befragung von Non-Profit-Organisationen im Raum Leipzig aus dem Jahr 2024, bei der 23 Prozent angaben, keine zuständige IT-Ansprechperson zu haben, die Digitalisierungsvorhaben plant und umsetzt. Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass Digitalisierungsprozesse in Non-Profit-Organisationen kaum strukturiert ablaufen und somit viele der Potenziale ungenutzt bleiben (Dufft und Kreutter 2018). Dabei könnten gerade digitale Lösungen helfen, knappe personelle und finanzielle Ressourcen einzusparen (Erbstößer 2020). Digitalisierung in Non-Profit-Organisationen umschreibt, im Gegensatz zur Digitalen Transformation die Übersetzung analoger Prozesse ins Digitale. In diesem Sinne meint Digitalisierung die Einführung digitaler Lösungen oder Techniken, die Prozesse vereinfachen und hierdurch zur Effizienzsteigerung beitragen. Im Gegensatz zur Digitalen Transformation (Verlinkung) handelt es sich bei Digitalisierung nach dieser Definition eher um Einzellösungen, die Aufgabenbereiche von Organisationen digitalisieren. Sie umfassen Technologien, Software und Apps.
Digitale Lösungen, mehr als reine Effizienzsteigerung
Um Vereinfachungen des Arbeitsalltags durch digitale Anwendungen zu erreichen, können bspw. Verwaltungs-, Organisations-, und Kommunikationstools eingesetzt werden. Auch eine digitalisierte Dokumentenablage via Cloud-Anwendung, die Nutzung von digitalen Messengerdiensten oder Social-Media für Öffentlichkeitsarbeit können Organisationsaufgaben vereinfachen (Dufft und Kreutter 2018).

Die Möglichkeiten einzelner digitaler Lösungen sind zahlreich und richten sich nach den Interessen und Bedarfen der Organisationen. Neben dieser Prozessoptimierung kann Digitalisierung auch dazu dienen, aktuellen Problemlagen in der Vereinsarbeit zu begegnen, etwa dem Rückgang der Mitgliedszahlen, Herausforderungen in der Nachwuchsgewinnung oder dem steigenden Altersdurchschnitt im Vereins- und Organisationswesen. Insgesamt bieten digitale Lösungen das Potenzial, den Wirkungsbereich der eigenen Organisation zu erweitern, indem räumliche Distanzen, beispielsweise durch das Ermöglichen des digitalen Ehrenamts, überwunden oder andere physische Hürden abgebaut werden und Zusammenarbeit ortsunabhängig und insgesamt inklusiver wird (Erbstößer 2020). Neben diesen alltagspraktischen Vorteilen bestätigt der Digital Report 2020 darüber hinaus, dass der digitale Reifegrad einer Non-Profit–Organisation in Verbindung mit dem Zugang zu höheren finanziellen Ressourcen steht (Edinger-Schons et al. 2020).
Digitale Bestandsaufnahme: Von ersten Schritten und strukturellen Hürden
Vereine und Non-Profits in Deutschland sind unterschiedlich weit digitalisiert. Viele nutzen bereits grundlegende Tools wie E-Mailprogramme, Social-Media Apps oder Cloudanwendungen, um miteinander zu kommunizieren, Zielgruppen zu erreichen oder gemeinsames Arbeiten umzusetzen. Dennoch fehlt es insbesondere häufig an finanziellen Ressourcen (Investitionen in Infrastruktur, Technik & Software, IT-Personal), digitalen Fähigkeiten und Wissen insgesamt, um Digitalisierung umfassender zu denken (Dufft und Kreutter 2018). Insbesondere in vornehmlich ehrenamtlich geprägten Vereinsstrukturen werden digitale Lösungen oft durch technikaffine Ehrenamtliche initiiert und betreut (Erbstößer 2020).
Digitalisierung kann für gemeinwohlorientierte Organisationen ein entscheidender Schritt sein, um gegenwärtigen Anforderungen wie finanziellen Engpässen oder Mitgliedsschwund zu begegnen (Erbstößer 2020). Die Einführung einzelner Tools kann dabei zwar praktische Lösungen für einzelne Arbeitsbereiche bedeuten, gleichzeitig sind für eine nachhaltige Digitalisierungsstrategie Insellösungen jedoch eher ungeeignet. Organisationen digital zu transformieren stellt eine größere Herausforderung dar, da neben finanziellen Ressourcen, Digitalkompetenzen und Veränderungsbereitschaft auch eine klare strategische Vision benötigt wird.
Bei ROOTS unterstützen wir Non-Profit-Organisationen, indem wir Methoden und Konzepte entwickeln, um digitale Transformation nachhaltig und wertorientiert zu gestalten und Non-Profits hierdurch zukunftsfähig zu machen.
Autorin: Jennifer Weiß
Literatur
Dufft, Nicole; Kreutter, Peter (2018): Digitalisierung in Non-Profit-Organisationen: Strategie, Kultur und Kompetenzen im digitalen Wandel. In: Reinhard Berndt, Peter Kreutter und Stefan Stolte (Hg.): Zukunftsorientiertes Stiftungsmanagement. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden, S. 105–115.
Edinger-Schons, Laura Marie, Reppmann, Manuel, Becker, Marcus, Röhrl, Petra (2020): Digital-Report 2020 Non-Profits & IT. Haus des Stiftens gGmbH.
Erbstößer, Anne-Caroline (2020): Digital im Verein Digitalisierung und bürgerschaftliches Engagement. Technologiestiftung Berlin.